Veröffentlicht in Alles mögliche

Lange, lange, laaaaaaaaaaaange Zusammenfassung …

 

Wobei … Zusammenfassung wohl eher nicht. Eher ein Fazit, Bericht, wie auch immer. 
– auch ohne Raucherecke lernt man auf der Neurologie skurrile, ganz, ganz liebe Menschen kennen. Wie z.B. die Frau mit Verdacht auf Schlaganfall, die an beginnender Demenz leidet (wie sie mir selber erzählte). Was zur Folge hatte, das wir ihr alle jeden Tag min. 10x erklären durften, das sie nur im Krankenhaus so viele Tabletten nehmen muss, zu Hause hat sie ein Kombipräparat. Mit einem ganz tollen, lieben Mann an ihrer Seite, der genau so gerne einen kurzen Schnack hält wie seine Frau. Mit ihr saß ich auch schon um 5 Uhr morgens im Flur.
– Dottores No. 1 + 2 habe ich dieses Mal nur in der Notaufnahme zu sehen bekommen. Dafür gab es wieder sehr, sehr nette Schwestern und Pfleger, Dottore No. 3 zum Glück nur bei einer Visite, Dottore No. 4 war am Ende ganz ok und am besten war das heutige Gespräch mit dem Oberarzt. Der mich erstens in einer Studie untergebracht hat (ich muss nur Fragen zu meiner Basistherapie beantworten und alle halbe Jahre zur Untersuchung antraben) und mir erzählt hat, das sie immer noch versuchen, eine MS-Ambulanz durch zu bringen. Dann hätte ich ab Ende des Jahres eine Anlaufstelle. Bis dahin hat er mir von meiner ursprünglichen Absicht abgeraten (Neurochirurg) und mir empfohlen, mich in Richtung Varel zu wenden. Soweit er raten darf …
– eine für mich völlig neue Erfahrung: die Neuropsychologische Untersuchung. Ohne die hätte ich heute nicht gehen dürfen/sollen und es machte mir Dottore No. 4 fast sympathisch, das er mich da so schnell rein brachte. Steckübung: kein Problem. Wörter merken: schon ein wenig mehr Herausforderung, ging aber wohl. Aber eine richtig gemeine Übung: vom Band kommen Zahlen. Mit Pausen natürlich, aber zügig. 9, 1. Ich musste dann 10 laut sagen. 3. Mein Auftritt: 4. Nummer 7. Ich: 10. Neben dem Rechnen muss man sich also auch immer die vorher genannte Zahl merken. Klingt leicht? Ist es nicht. Relativ einfache Übung: Tierbilder benennen. Hase, Katze, Pferd, Hase, Katze, Schaf. Ein wenig schwerer, wenn in der Katze das Wort Hase steht, aber machbar. Lustigerweise eine ganz böse Übung: zwei Kategorien. “Möbel” und “Tiere”. Und dazu bitte eine Minute lang immer im Wechsel Wörter finden. Tiere waren kein Problem, aber mir fielen außer Tisch, Stuhl, Sofa partout keine Möbel mehr ein und ich hab Wörter wie Decke, Fenster, Wand, Teppich (???)  etc. auf den Markt geworfen. Das Thema Depressionen musste die Psychologin natürlich ansprechen und auch Ergotherapie war ein Thema. Ihr Fazit: ich sei “sehr selbstreflektiert”. Na denn.
– auf den Bericht mochte ich nicht warten, den bekommt die Tage mein Hausarzt. Verblieben sind wir mit der Entscheidung, die 4 Spritzen Plegridy in meinem Kühlschrank noch aufzubrauchen. Das bedeutet 2 Monate Aufschub, bis dahin sollte ich eine Neurologin/einen Neurologen haben. Dann evtl. – falls die Nebenwirkungen immer noch so stark – Umstieg auf Tecfidera. Und falls es noch einen einzigen Schub dieses Jahr gibt: Eskalationstherapie. Wozu ich noch so gar keine Lust habe, weil ich mir die harten Waffen eigentlich für später aufsparen wollte. Tysabri z.B. darf max. zwei Jahre genommen werden. Danach ist das Risiko zu groß, an PML zu erkranken. Garantiert nicht heilbar, garantiert tödlich. Und die anderen Alternativen klingen auch nicht viel appetitlicher.
– Apropos Bericht. Ich war beim letzten Mal ja schon nicht so begeistert davon, was man da Neues über sich erfährt (“He, SO krank bin ich nicht”). Dieses Mal bin ich nicht nur wegen dem Neuropsychologischen Test noch weniger erpicht auf die Ergebnisse. Dottore No. 4 tauchte heute morgen mit einem Assistenzarzt auf, um meinen EDSS (im Januar 3,5) festzustellen und murmelte nach den ganzen Tests und dem Gespräch vor sich hin: “Egal, was ich mache, ich komme nicht unter 4”. Na prima. Hmpf. Und dabei kann ich eigentlich gerade dank Corti wieder besser laufen.

 

19062015